Normen und Metriken: Unterschied zwischen den Versionen
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==Zusammenhang von Norm und Metrik == | ==Zusammenhang von Norm und Metrik == |
Version vom 19. September 2021, 08:50 Uhr
Unser Ziel ist es, mathematischen Objekten eine gewisse Größe und einen gewissen Abstand zuzuordnen. Aus den reellen Zahlen kennen wir bereits den Absolutbetrag und die absolute Differenz. Dieses Konzept möchten wir abstrahieren und so allgemein wie möglich formulieren, sprich auch einen Abstands- und Größenbegriff für Vektorräume oder idealerweise allgemeine Mengen definieren. Den Größenbegriff werden wir dann als Norm bezeichnen, den Abstandsbegriff als Metrik.
Wir werden feststellen, dass wir Normen auf vielen Vektorräumen definieren können und somit einen Größenbegriff für bspw. Vektoren und Matrizen, aber auch für weniger intuitive Dinge wie Funktionen erhalten. Metriken können wir sogar auf allgemeinen Mengen definieren, ohne eine Vektorraumstruktur zu benötigen.
In den reellen Zahlen wird bekanntermaßen der Absolutbetrag einer Zahl als Abstand der Zahl von 0 definiert, sprich
- [math] |x| = \begin{cases} x & \text{falls}\ x \geq 0 \\ -x & \text{falls}\ x \lt 0 \end{cases}\ , \ x \in \mathbb{R} [/math],
die absolute Differenz durch
- [math] d(x,y) = |x-y| , \ \ x,y \in \mathbb{R} [/math].
Dass der Absolutbetrag somit auch in der Definition unseres Abstandes in den reellen Zahlen vorkommt, legt bereits nahe, dass Normen und Metriken nicht zwei zusammenhangslose Konzepte sind, sondern, dass es eine Verbindung zwischen ihnen gibt und tatsächlichen werden wir sehen, dass sehr viele Metriken durch zugrundeliegende Normen definiert werden können ("von Normen induziert werden").
Norm
Definition
Eine Norm ist eine Abbildung [math]\|\cdot\|[/math] von einem Vektorraum [math]V[/math] über dem Körper [math]\mathbb K[/math] der reellen oder komplexen Zahlen in die Menge der nichtnegativen reellen Zahlen [math]{\mathbb R}_0^{+}[/math],
- [math]\|\cdot\|\colon V\to{\mathbb R}_0^{+}, \; x \mapsto \| x \|[/math],
welche die folgenden Axiome für alle Vektoren [math]x, y\in V[/math] und alle Skalare [math]\alpha\in\mathbb K[/math] erfüllt:
N1 Definitheit: | [math]\|x\| = 0 \;\Rightarrow\; x = 0[/math], |
N2 absolute Homogenität: | [math]\|\alpha\cdot x\| = |\alpha|\cdot\|x\|[/math], |
N3 Subadditivität oder Dreiecksungleichung: | [math]\|x + y\| \leq \|x\| + \|y\|[/math]. |
Grundlegende Eigenschaften
Aus der Homogenität folgt:
- [math]x = 0 \;\Rightarrow\; \| x \| = 0[/math]
Zusammen mit der Definitheit gilt also, dass ein Vektor genau dann die Norm Null hat, wenn er der Nullvektor ist.
Die Symmetrie bezüglich Vorzeichen folgt ebenfalls aus der Definitheit durch Einsetzen von [math]\alpha = -1[/math]:
- [math]\| {-x} \| = \| x \|[/math] und damit [math]\| x-y \| = \| y-x \|[/math]
Mithilfe der der Dreiecksungleichung folgt dann: Setze [math]y = -x[/math],
[math]0= \|x + (-x)\| \leq \|x\| + \|-x\| = 2\| x \| \;\Rightarrow\; \| x \| \geq 0 [/math], also eine Norm ist immer nichtnegativ
Metrik
Definition
Sei [math]X[/math] eine Menge. Eine Abbildung [math]d\colon X\times X\to \mathbb{R}[/math] heißt Metrik auf [math]X[/math], falls folgenden Eigenschaften für beliebige [math]x[/math], [math]y[/math] und [math]z[/math] von [math]X[/math] gelten:
M1 Positive Definitheit: | [math]d\left(x,y\right) \geq 0[/math] und [math]d\left(x,y\right) = 0 \Leftrightarrow x = y[/math], |
M2 Symmetrie: | [math]d\left(x,y\right) = d(y,x)[/math], |
M3 Dreiecksungleichung: | [math]d\left(x,y\right) \leq d(x,z) + d(z,y)[/math]. |
das Paar ([math]X[/math],d) nennt man metrischer Raum.
Bemerkung
Für eine Metrik [math]d[/math] gilt stets:
[math]d(x,y)\geq0[/math]
Beweis
Beweis |
Sei [math]X[/math] eine Menge und [math]d[/math] eine Metrik so gilt für alle [math]x[/math],[math]y[/math] aus [math]X[/math]:
qed. [math] |} ==Zusammenhang von Norm und Metrik == === Induzierte Metriken === Es sei \lt math\gt \left\Vert \cdot \right\Vert [/math] eine Norm auf einem Vektorraum. Dann definiert [math] d(x, y) := \left\Vert x - y \right\Vert [/math] eine Metrik. Beweis M1 [math] d(x,y) = 0 \Leftrightarrow \left\Vert x - y \right\Vert = 0 \Leftrightarrow x-y = 0 \Leftrightarrow x = y [/math] M2 [math] d(x,y) = \left\Vert x - y \right\Vert = \left\Vert (-1)(y-x) \right\Vert = \left\vert -1 \right\vert \left\Vert y-x \right\Vert = d(y,x) [/math] Hierarchie Topologischer RäumeMetrik BeispieleDurch Normen induzierte MetrikenJede Norm die es auf einem Vektorraum gibt induziert wie folgt eine Metrik
Daher sehen wir, dass jeder normierte VR ein metrischer Raum ist.
Die SNCF-MetrikSei [math]X[/math] eine Menge von Punkten in der Ebene und [math] p [/math] ein fester Punkt. Dann ist die SNCF-Metrik auf [math]X[/math] wie folgt definiert:
Nicht durch Normen induzierte MetrikenEs gibt Metriken welche nicht die Axiome N1-N3 einer Norm nicht erfüllen ein Beispiel hierfür ist folgende Metrik welche das Axiom N2 nicht erfüllt: Die Diskrete MetrikAuf jeder menge lässt sich die triviale Metrik definieren, sie wird auch diskrete Metrik gennant und ist dazu noch eine Ultrametrik.
Diese Metrik induziert die diskrete Topologie. Spezielle MetrikenUltrametrikEine Metrik nennt man Ultrametrik falls bei der M3 Dreiecksungleichung gilt, dass der Abstand [math]d(x, y)[/math] nicht länger ist als der längere der beiden Abstände [math]d(x, z)[/math] und [math]d(z, y)[/math] ist und das mit beliebigem [math]z[/math]. Beispielsweise die Diskrete Metrik. PseudometrikStellt eine Metrik dar in welcher die Bedingung aus M1 [math]d\left(x,y\right) = 0 \Rightarrow x = y[/math] nicht gilt, somit ist sie positive semidefinit. Sie wird in der Funtkionalanalysis auch als Halb- oder Semimetrik bezeichnet. Nicht-archimedische MetrikenHier wird die M3 Dreiecksungleichung verstärkt oder geschwächt. Ein Beispiel für diese Metrik wäre die Ultrametrik. QuasimetrikVerzichtet man auf M2 (Symmetrie) der Axiome so erhält man eine Quasimetrik. Eine Quasimetrik [math]b[/math] erzeugt durch [math]d(x,y):= \tfrac{1}{2} ( b(x,y) + b(y,x) )[/math] eine Metrik auf [math]X[/math]. PrämetrikDie Prämetrik fordert nur das Axiom M1 (Positive Definitheit). Norm BeispieleNormen auf endlichdimensionalen VektorräumenDie BetragsnormDer Betrag ist das einfachste und am häufigsten auftretende Beispiel einer Norm. Man erhält ihn durch Weglassen des Vorzeichens:
Bei komplexen Zahlen ist der Betrag definiert durch:
Euklidische NormDie euklidische Norm eines Vektors, auch 2-Norm eines Vektors genannt ist definiert als
wobei mit [math]x_i[/math] die einzelnen Komponenten eines Vektors gemeint sind. MaximumsnormDie Maximumsnorm (auch Unendlich-Norm genannt) eines Vektors ist definiert als
SummennormDie Summennorm (auch 1-Norm genannt) eines Vektors ist definiert als
OperatornormSeien V und W Vektorräume und sei [math]f\colon V \rightarrow W[/math] eine lineare Abbildung. Dann ist die Operatornorm definiert als: [math]\|f\| = \sup_{x \in V\setminus\{0\}} \frac{\|f(x)\|_W}{\|x\|_V} = \sup_{\|x\|_V = 1} \|f(x)\|_W[/math] Normen auf unendlich dimensionalen VektorräumenLiteraturAutorenAlassane, Robin, Arian |